Nachdem es um die Zukunft der Distribution etwas schwierig ausgesehen hat, gibt es nun doch die Version 8, und diese macht auch einiges besser als der Vorgänger.
Am ersten Blick tut sich nicht so viel, doch wichtige Veränderungen warten auf: Wayland und endlich Flatpak als Standard. Ob das reicht?
Mehr Sicherheit und Datenschutz, ein neues Dock und bessere Multitasking- und Fensterverwaltungsfunktionen, optional Wayland, Flatpak, Kernel 6.8 und Pipewire gehören zu den Neuerungen.
Das System wurde auf einem Lenovo Yoga 13 Zoll mit AMD Ryzen 8640 verwendet.
Bei der Installation muss man sagen: Es ging sehr schnell und auch relativ einfach. Laien bitte wiederum um Hilfe bitten.
Beim ersten Anmelden erkennt man schon das alte Design, das vom Anmeldebildschirm auf den Desktop führt. Natürlich gibt es ein neues Hintergrundbild, man merkt aber (positiv), dass das Dock nun auch anders ist.
Ansonsten findet man alles wo es bereits war. Elementary OS lebt also in sich weiter. Nichts besonderes hier, außer eine Menge Apps im Dock. Dann lass uns mal loslegen!
Wenn es um das Design geht, dann war Elementary OS lange vorne dabei. Nun muss man sagen, es hat irgendwie an Anschluss verloren. Zwar nicht am Desktop, am Dock oder allgemein wenn man einfach einen Blick darauf wirft, eher, wenn man als Beispiel die Einstellungen öffnet.
Auch rechts oben, die Schnelleinstellungen, sind in den getrennten Abteilungen zwar übersichtlich, was mit dem Design zu tun hat, die Einstellungen anpassen ist aber oft frickelig, was dann eher wieder was mit Bedienung zu tun hat.
Auch anzumerken – Fenster schließen Button sind nach wie vor links, wie beim Vorbild MacOS, da will sich jedoch nicht jedes Design einfügen. Auch manche Apps kommen mit eigenen Buttons, da sind diese dann plötzlich rechts. Also leider nur so halb gut, hier einen eigenen Weg zu gehen.
Wie gewohnt bringt Elementary OS eine Reihe eigener Anwendungen und Apps mit, welche in der Grundfunktion passen und vieles notwendige mitbringen. Auch das SoftwareCenter ist für mich ganz gut gelungen, könnte mittlerweile aber auch etwas Modernisierung vertragen.
Neu ist ENDLICH: Flatpak werden unterstützt und im eigenen Store angezeigt. Das öffnet das gesamte System endlich in viele, viele weitere Richtungen und der einzige Nachteil bisher: Manches geht einfach nicht zu installieren. Als Beispiel Chrome nicht, Spotify auch nicht.
Also musste das Terminal helfen. Immerhin ging Chrome dann zu installieren, das ist aber keinesfalls was für den normalen User. Leider. Auch ein Klick auf „Reparieren“ macht eigentlich nichts. Keine Ahnung was da genau war, ist mir dann auch egal gewesen, muss ich zugeben. Wenn etwas nicht funktioniert, funktioniert es halt nicht.
Immerhin liefert das System eine einigermaßen runde Erfahrung mit den Apps die dabei sind, ohne die „großen“ anderen, LibreOffice und Thunderbird gingen wenigstens direkt zu installieren, ist das ganze System aber nur schwer „wirklich“ nutzbar.
Nextcloud läuft soweit, auch gut mit dem Dateien Browser, da sie im Hintergrund läuft wird sie aber rechts oben auch nicht angezeigt und daher hat man kaum eine Ahnung ob das nun läuft oder nicht. Ob die Apps automatisch gestartet wird, muss man in den Einstellungen auch selbst einstellen. Tut sie nämlich wieder mal nicht von sich aus, auch wenn man es in deren Einstellungen aktiviert.
So. Leider muss man da gleich mit etwas negativem anfangen. Denn: Man merkt eben im Gegensatz zu anderen Distributionen, dass hier nicht so viel poliert wurde.
Fangen wir beim Login an. Das System stellt immer, ob nach dem Standby oder Hochfahren, den Monitor komplett hell. Nach einem Drücker auf der Tastatur auf entsprechende Taste, scheint aber zumindest die Erinnerung vorhanden zu sein wo es mal war. Oder auch die Tastenbeleuchtung, immer von Haus aus dunkel, egal wie diese davor eingestellt wurde.
Die Übersicht der gesamten Apps und Programme zeigt als Beispiel den Inhalt von Chrome hin und wieder nicht an. Anwendungen im Anwendungsmenü lassen sich weder ordnen, noch in Ordner packen, noch in das Dock ziehen. Immerhin geht letztes mit einem Rechtsklick.
Die Schnelleinstellungen können auch etwas nerven. Wenn man einen Icon rechts oben anklickt und man nicht ganz gerade nach unten fährt, geht das nächste Menü auf.
Benachrichtigungen dort im gesamten löschen ist noch immer nur mit einem klick auf einen schnöden Text möglich, ein Button wäre hier netter gewesen. Und vor allem: Sichtbarer. Auch scheinen die zwar schicken Benachrichtigungen nicht immer zu verschwinden. Auch wenn diese wichtig sind: Warum gehen sie nicht irgendwann weg? 20 % Akku sind wenig, aber nicht sooo wenig.
Auch gibt es in Wayland auch nur 100 und 200 % Skalierung. Also auf 4K Monitoren entweder klein, oder sinnlos. Immerhin kann man direkt in den Schnelleinstellungen die Schriftgröße verändern. Aber: Achtung beim Einstellen des Sliders – das geht quasi live und entsprechend nervig, wenn man klickt und zieht. Also besser die Buttons daneben verwenden.
Und noch was in den Schnelleinstellungen: Wirklich Sinn ergibt das Icon ganz rechts oben nicht. Es zeigt sowas wie Slider, dabei gibt es nur einen Slider für Schriftgröße – alles andere ist Button oder eben die Buttons für Neustart, Herunterfahren und Einstellungen. Also nicht ganz klar wie ich finde.
Auch die System-Einstellungen sind vom Design und der Aufteilung gerade noch okay, immerhin gibt es Energiemodi. Am Touchpad mit zwei Fingen lässt sich im Browser auch weder zoomen, noch zurück gehen. Dafür scrollt die Seite viel zu schnell damit.
Und natürlich: Man kann dennoch seinen Alltag damit bewältigen und soweit komme ich durch den Tag. Doch fühlt es sich, vor allem im Vergleich, nicht so gut an, möchte man sagen.
Wenn man bei der Installation auch zusätzliche Inhalte installiert, scheint zumindest das ansehen von Fotos und Abspielen von Videos zu funktionieren. Es dauert zwar etwas bis die Miniaturansicht geladen wurde, aber es ist soweit funktional und gut.
Immerhin kann man auch grundsätzliche Bearbeitungen bei Fotos vornehmen, leider nervt wieder eine Kleinigkeit. Öffnet man nämlich ein Foto und lässt es Vollbild anzeigen, sowie schließt man es dann wieder aus dem Vollbild, befindet man sich plötzlich auf einem neuen Desktop. Also muss man das Foto schließen und wieder in den Desktop „links“ wechseln. Nicht gut. Ich denke man will hier wiederum MacOS kopieren, klappt aber scheinbar nicht so toll. Das selbe passiert auch bei Videos in Vollbild, da wechselt das System aber wieder brav in den eigentlichen Desktop.
Standardmäßig lässt sich kein Windows Programm oder einfach eine EXE Datei öffnen.
Also in das AppCenter und Suche nach WINE. Irgendwie findet man dann alles und nichts. Aber leider nichts mit nur „WINE“, aber dafür einiges mit „GUI for WINE“. Das ist mal wieder nichts für Laien, immerhin findet er auch Bottles.
Bottles ist auch weniger was für Laien aber mit etwas Übung kann man das schaffen, oder zumindest kann man es für Laien vorbereiten. Immerhin war so manche EXE zu öffnen, wenn auch keinerlei Implementierung im Datei-Browser stattfindet. Also immer über die Bottles App starten, anders geht das nicht bisher.
Mit Steam gab es keine Probleme. Man kann es als Flatpak installieren, sich einloggen und einige einfache Testspiele laufen ohne Probleme. Das einzige was nervt: Schließt man das Spiel, befindet man sich quasi auf einem zweiten Desktop, der leer ist. Wie vorhin bei den Bildern. Also muss man wieder auf den Hauptdesktop zurück wechseln um wieder die Steam App zu sehen. Warum? Das weiß ich nicht. Ist aber auch etwas nervig.
Naja. Mein Test war nur von kurzer Dauer, da mir zu viel Aufgestoßen ist.
Hier sieht man also was passiert, wenn man eine eigentlich gute Idee über mehrere Versionen hinweg immer weniger gut umsetzt und dann nur mehr aktualisiert wird. Elementary OS war ein Vorzeige Linux, jetzt ist es zu schwach, dass man es wirklich empfehlen könnte.
Dabei ist nicht das große und Ganze das Problem, sondern die vielen Kleinigkeiten. Sowie das Gefühl, dass nur wenig weitergegangen ist.
Andererseits muss man froh über den Aufwand sein, der hier betrieben wird, doch stellt sich dann auch die Frage: Für wen? Für Anfänger ist das System zu fehlerbehaftet, für Fortgeschrittene womöglich zu simpel. Stylisch, aber dennoch bereits „Out of Date“. Immerhin hat das Dock etwas Modernisierung erhalten, die Icons sind aber noch etwas „schwieriger“, was ein komplettes und rundes Design angeht.
Kann man es also Empfehlen? Leider nein. Warum? Weil man nicht weiß wie es weitergehen wird. In den letzten Jahren gab es Probleme im Management und was wenn bald zu wenige Entwickler dabei sind?
Also schöne Distribution mit nach wie vor guten Grundidee, wenn auch teils geklaut, doch immer schwieriger zu empfehlen.
Hier zeigt sich auch etwas, meiner Meinung nach: Eine Distribution, oder sogar einen kompletten Desktop zu erstellen und zu warten ist sehr, sehr viel Arbeit. Daher ist es oft die Frage, warum man sich das überhaupt antun sollte. Ja es ist eine Differenzierung, doch gleichzeitig womöglich schlechter als vor allem die großen Alternativen, wie GNOME, KDE und Cinnaomon oder sogar Xfce. Damit ist es weniger die Intention einen guten Desktop zu bauen, sondern die schiere Anzahl von Arbeitsstunden, die mit anderen nicht mithalten können.